Kleinkönigreiche
Nachweislich ist Ägypten seit circa 250.000 Jahren bereits von Menschen, meist Jäger und Sammler, besiedelt. Vor etwa 25.000 Jahren wurde das Klima trockener und das bestehende Grasland wandelte sich zu einer Wüstenlandschaft. Nur der Nil, der regelmäßig für Überschwemmungen und dadurch für fruchtbare Bereiche an seinen Ufern sorgte, wurde zur Lebensader, die eine saisonale Ansiedlung von Menschen überhaupt zuließ. So entstandenen völlig unabhängig voneinander Siedlungen in Ober- und Unterägypten. Der längste Strom der Erde lag mit seinem Flussbett etwa 15 Meter höher und war zu jener Zeit kleiner als heute. In den so entstanden Wiesen und Sümpfen wurden zunächst Pflanzen zur Nahrung gesammelt, im Fluss gefischt und in den Dünen gejagt. Später baute man Getreide an und entwickelte die Möglichkeit, Getreidesilos als dauerhafte Existenzgrundlage zu nutzen. Viele Agrarkulturen bewirkten zwangsläufig einen gewissen Zusammenhalt unter den einzelnen Ansiedlungen, um das Überleben langfristig zu sichern. Gefundene Steinwerkzeuge und einfache Tonwaren bezeugen dies. Aus dieser Zeit stammen auch die ältesten Nachweise für die beginnende Webkunst. Viele „kleine Hochkulturen“ bildeten Zeugnis für die Entfaltung unterschiedlichster Erfindungen und Lebensarten mit sesshafter Lebensweise, so wurden in Oberägypten gegen 4.000 v. Chr. die ersten Arbeiten mit Kupfer nachgewiesen.
Um ungefähr 5.000 v. Chr. (Prädynastik) bilden sich neolithische Kulturen in Ägypten. Hieraus entwickelten sich die Kleinkönigreiche, die sich in zwei „lockere“ Einflussphasen teilen lassen; in Oberägypten formte sich die Metropole Hierakonpolis und in Unterägypten bildete sich das Zentrum Buta im Nildelta.
Das Staatssymbol in Unterägypten war die Rote Krone. Die Hauptgottheit stellte Horus dar.
Aus welchem Material die rote Krone damals gefertigt wurde, ist nicht eindeutig geklärt. Es gibt zahlreiche Variationen mit der Uräusschlange aber auch Darstellungen mit zwei aufgerichteten Federn, an deren Basis die Sonnenscheibe angebracht ist. Horus hatte die Funktion eines Himmelsgottes und war überdies der Beschützer der Kinder.
In Oberägypten stellte das Staatssymbol die Weiße Krone dar. Hier wurde der Hauptgott Seth verehrt. Höchstwahrscheinlich wurde die Weiße Krone ursprünglich aus Binsen geflochten, später aus Filz geformt, und mit weißen Stücken aus Leinen umwickelt. Vermutlich erst sehr viel später wurde diese Krone aus Gold hergestellt. Der Wüstengott Seth war eine ambivalente Gottheit. Man brachte ihn in Verbindung mit Unwettern und Unglücken, allerdings war er auch Schutzgott für Oasen und ein ständiger Begleiter des Horus.
Die Königreiche Ober- und Unterägypten wurden ca. 3150 v. Christus unter oberägyptischer Führung vereinigt.