Ethnien
Die Mehrheit der Bevölkerung Ägyptens, die am Nil und dem Flussdelta leben, bilden die heutzutage ethnisch homogene Gruppe der Ägypter. Deren Ursprung liegt bei indigenen afrikanischen Völkern und solchen mit arabischen Hintergrund. Insbesondere in den Städten sind diese mit den jeweiligen Fremdherrschaften, darunter Perser, Römer, Griechen und Türken, in Kontakt gekommen und haben sich vermischt.
Größte Minderheit mit 140.000 Mitgliedern sind die in Clanstrukturen organisierten Nubier, die überwiegend im Süden des Landes siedeln. Wenngleich sie mehrheitlich zum Islam übergetreten sind und des Arabischen mächtig sind, pflegen sie ihre eigene Sprache und Kultur bis auf den heutigen Tag. In vorchristlicher Zeit war das Reich der Nubier zunächst Ziel von Expansionszügen der ägyptischen Herrscher, die nach dessen Goldvorkommen strebten. Später sollte die nubische Dynastie eine Zeit lang in Ägypten als so genannte schwarze Pharaonen geherrscht haben.
Neben diesen leben einige nomadische Ethnien als Minderheiten überwiegend in den Wüsten des Landes. Auf der Sinaihalbinsel und dem nördlichen Teil der Östlichen Wüste leben beduinische Stämme, die von Zuwanderern aus den arabischen Ländern abstammen. Typisch ist ihre Organisation in Stammesverbänden. Der überwiegende Teil der Beduinen lebt heutzutage halbnomadisch oder ist aus wirtschaftlichen Gründen seßhaft geworden.
Solche Tendenzen sind bei den bedschanischen Volksgruppen eher selten zu beobachten. Sie gehen auch weiterhin ihrer Lebensweise als nomadische Hirten nach. Man unterscheidet zwei größere Volksgruppen: Die im südlichen Teil der Östlichen Wüste Ägyptens lebenden Abābdah und die im Sudan beheimateten Bishārīn. Heute eine Minderheit gelten sie als Nachfahren des vordynastischen Ägyptens. Bedeutende Einnahmequelle ist heutzutage der Tourismus. Die Bedscha führen ihre an umgestülpte Bootsrümpfe erinnernden Zeltkonstruktionen vor oder kochen ihre traditionelle Nahrung aus Mehl, Linsen und Juteblättern.
Die Oasen der Westlichen Wüste werden seit langem von den Berberstämmen bewohnt. Auch unter ihnen ist eine zunehmende Seßhaftigkeit festzustellen. Daneben sind außerhalb der Oasen Gruppen anzutreffen, die sich im Laufe der Geschichte mit arabischen Immigranten vermischt haben.
Seit dem 19. Jahrhundert, als Ägypten unter britischer Kronherrschaft stand, war auch ein Zustrom europäischer Einwanderer zu verzeichnen, die überwiegend im Bereich der Regierung und Wirtschaftsverwaltung gearbeitet haben. Mit Ende der Kolonialzeit verringerten sich dann Zuwanderung und Bevölkerungsanteil der Europäer erheblich.