Die Fastenzeit
Auch wenn der Islam die Staatsreligion in Ägypten ist, besteht die Bevölkerung daneben aus einer Religionsmischung von Kopten, Christen, Juden und anderen kleineren Glaubensgemeinschaften, wobei die sunnitischen Muslime den größten Anteil von rund 90 % der Bewohner ausmachen.
Zu unterscheiden ist zwischen dem heiligen Fastenmonat Ramadan und der Fastenzeit der Kopten.
In der koptischen Kirche gibt es jährlich zusammengerechnet knapp 200 Fastentage, wobei bis auf die härteste vorösterliche Fastenzeit von 55 Tagen hauptsächlich auf tierische Produkte verzichtet wird. In Ägypten halten sich etwa 90 % aller Kopten daran.
Das Datum des Ramadan richtet sich nach dem islamischen Mondkalender (neunte Monat des muslimischen Mondjahres) und ändert sich jährlich. Gläubige und säkulare Muslime nehmen 30 Tage lang weder feste noch flüssige Nahrung von der Morgendämmerung an bis zum Sonnenuntergang zu sich und auch der Beischlaf mit dem Partner ist in dieser Zeit nicht gestattet.
In der Zeit des Ramadans wird ausschließlich an Nicht-Muslime in größeren Hotels Alkohol veräußert. Kairos Straßen sind laut, zuweilen stickig und heiß und die meisten Ägypter sind während des Fastens außerordentlich nervös. In der Gesellschaft ist das Rauchen, Essen und Trinken während der Fastenzeit verboten und man sollte zum Zeichen des Respekts als Tourist diese Aktivitäten in der Öffentlichkeit einstellen. Das Leben auf den Straßen und Märkten erwacht ohnehin erst nach Sonnenuntergang. Viele Geschäfte und Institutionen in Ägypten haben in der Ramadanzeit verkürzte Öffnungszeiten.
Während der Fastenzeit im Land der Pharaonen gehören traditionell leichte Gerichte auf den Speiseplan. Dazu zählen zahlreiche Süßspeisen und die schmackhafte Variation eines Bohneneintopfes, der kräftig mit Knoblauch, Zwiebeln und Tomaten angereichert ist. Auch getrocknete Früchte werden gereicht. Als Durstlöscher mit hohem Vitamingehalt nach einem heißen Tag wird ein gesüßter Tee aus Hibiskusblättern oder auch frisch gepresster Saft angeboten.
Ramadan ist der Monat der Traditionen, der ein guter Spiegel des Islam ist. Arme Mitmenschen werden von Muslimen mit Speisen und Geld beschenkt und auch Reisenden wird oftmals Essen auf der Straße ohne Arg angeboten.
Geht der Monat der Fastenzeit zu Ende, werden nach ägyptischer Tradition die Straßen von Kairo beleuchtet, man kauft den Kindern Laternen und Geschenke und feiert ausgelassen mit der Familie, vergleichbar mit unserem Weihnachtsfest.