Der Nil
„Ägypten ist ein Geschenk des Nils“, meinte schon im Jahre 450 v. Chr. der Grieche Herodot, welcher zu den ersten Besuchern des Landes zählt. Dabei spielte er auf die vollen Flussgewässer an, die Fruchtbarkeit und Reichtum schenkten. Bereits die alten Ägypter verehrten den gigantischen Strom als Quelle des Lebens, was das folgende aus dem 2000 v Chr. stammende Loblied überzeugend veranschaulicht: „Der Nil ist der Vater des Lebens, der geheime, aus den Finsternissen hervorquellende Gott, der Gott, der die Felder überflutet und den Durst der Herden stillt. Er tränkt die Erde, lässt das Korn wachsen und spendet exquisite Speisen“. Diese Verehrung ist bis in die Gegenwart hinein bei der ägyptischen Bevölkerung tief verwurzelt und lebendig.
Ohne den Nil, der die Wüste durchfließt und in fruchtbares Land verwandelt, hätte sich eine der ersten Hochkulturen der Menschheit nicht entwickeln können. Als längster Fluss der Erde entspringt er in den schneebedeckten Bergen von Ruanda und Burundi und bahnt sich auf einer Strecke von 6.671 Kilometern seinen Weg durch Felsen und Wüsten bis hin zum Mittelmeer. Die Breite des Stroms schwankt zwischen 500 und 900 Metern und durchschnittlich führt er jährlich 70 bis 90 Kubikkilometer Wasser ins Meer. In sehr regenreichen Jahren können dies auch bis zu 120 Kubikmeter sein und das, obwohl der Fluss auf seinen Weg durch Ägypten mehr als die Hälfte seines Wasser wieder durch Verdunstung verliert. In der Antike riefen die Priester und Bauern die Götter an, das ersehnte Hochwasser zu schicken, welches gegen Ende September die Ufer überschwemmte. Wenn sich schließlich das Wasser wieder zurückzog, blieb der fruchtbare Schlamm auf den Feldern liegen, welcher den Ackerbau ermöglicht.
Auch in der Gegenwart hat der Nil nichts an seiner Bedeutung für das Land verloren. Er ermöglicht durch ein weitverzweigtes Bewässerungssystem landwirtschaftliche Erträge und dient der Versorgung der Tiere mit dem lebensnotwendigen Wasser. Mit seinem reichen Fischbestand ist er ein Paradies für alle Angler. Das Nildelta bietet vielen Pflanzen und Tieren eine Heimat und besticht mit seiner sehr reichen Artenvielfalt. Als eines der wichtigsten Transportadern verbindet er den Norden mit dem Süden des Landes und eine Nilkreuzfahrt gehört zu den beliebtesten Urlaubserlebnissen.