Wüsten
Die Libysche Wüste im Westen von Ägypten, eine etwa 300 m hohe Kalkstein-Hochebene und südlich anschließend ein niederes Tafelland aus nubischem Sandstein, ist an der Oberfläche mit geschwärzten Feuersteinen sowie Krusten von Braunstein und Eisenoxyd überzogen. Während sich im südlichen Teil nur selten Dünen gelben Flugsandes ausdehnen, wird der nördliche Teil der Libyschen Wüste von 30 bis 60 m hohen Dünen Hunderte von Kilometern weit von NNW nach SSO bedeckt. Die fluviomarinen Ablagerungen in der Libyschen Wüste mitsamt den steinernen Wäldern stammen aus dem Miozän, da der Nil noch westlich seines heutigen Bettes dem Meer entgegenströmte. Auch in der nubischen Wüste finden sich häufig verkieselte Stämme fossiler Bäume. Nach Westen und nach Süden fällt die Tafel in scharf gegliederten Schichtstufen ab.
Die am Fuße dieser wasserlosen und völlig unbewachsenen Landstufen eingesenkten Oasen werden von Quellen bewässert, die durch Gesteinsklüfte oder auch erbohrte artesische Brunnen (bis zu 1500 m tief) emporsteigen. Man rechnet damit, dass die Wässer in einem Pluvial vor 25 000-35 000 Jahren gefallen sind. Die meist dunklen Sande und Tonböden aus der oberen Kreideformation sind durch Alaun und Phosphate angereichert. Den Reichtum an Versteinerungen in der Umgebung der Oase Sîwa rühmten bereits Herodot und Eratosthenes.
Ein völlig anderes Bild bietet die Arabische Wüste in Osten Ägyptens. Der Rand des tektonisch abgesenkten Roten-Meer-Grabens und damit die Küste des Roten Meeres wird von einer herausgehobenen Scholle des Grundgebirges aufgebaut, einem 2000 m hohen Zug aus Granit, Diorit, Gneis, Hornblende, Talk- und Glimmerschiefer sowie aus anderen kristallinen Gesteinen. Mit ihnen tritt vulkanisches Material zutage, wie in den Porphyrbrüchen des Dschebel Abu Duchchân. Die Sedimentgesteine am Ost- und Westhang dieser Kette, Kalkstein und Mergel im Norden und Sandstein im Süden, bilden nach Westen die weiten Landterassen, die mit steilen Schichtstufen zum Niltal und zum Roten Meer abfallen. In den tief eingeschnittenen Tälern entwickelt sich, besonders nach Regen, einiger Pflanzenwuchs, in den Schluchten, aus denen Quellen aufsteigen, sogar üppig (Futterplätze für Beduinenherden).