Christentum
Das Christentum stellt nach dem Islam die größte Religionsgemeinschaft in Ägypten dar, wobei die überwiegende Mehrheit der christlichen Bevölkerung der koptisch-orthodoxen Kirche angehört. Über ihre zahlenmäßige Stärke existieren unterschiedliche Angaben: während staatliche Statistiken von etwa 6% ausgehen, nennen christliche Organisationen einen Anteil von bis zu 12%, was etwa einer Zahl zwischen 5 und 10 Millionen Menschen entspricht. Besonders stark vertreten sind die Kopten unter den Einwohnern Kairos, hier liegt ihr Anteil bei schätzungsweise 25%.
Das Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Kirche ist seit 1971 Papst Shenouda III, der ebenfalls in Kairo residiert.
Bis es im siebten nachchristlichen Jahrhundert vom Islam verdrängt wurde, war das Christentum die vorherrschende Religion auf dem Gebiet des heutigen Ägypten.
Markus, einem der vier Evangelisten, wird nachgesagt, er wäre selbst einige Jahrzehnte nach dem Tod Christi in der Region missionarisch tätig geworden und habe in Alexandria eine Gemeinde errichtet – er gilt den Kopten daher als ihr erster Papst.
In den Jahren nach dem Konzil von Chalcedon kam es zum Schisma zwischen der römischen Kirche und den orientalischen Gemeinden – die “Definition“ Christi als menschlich und göttlich zugleich stieß auf den entschiedenen Widerstand der Gläubigen, welchen den Heiland als absolut göttlich betrachteten – kirchengeschichtlich hat die koptische Kirche hierin ihren Ursprung.
Neben dieser theologischen Besonderheit ist das Koptentum in der Alltagspraxis geprägt durch ein starkes soziales Verantwortungsgefühl der Gläubigen untereinander, den hohen Stellenwert der Jugendarbeit und die aus dem Glauben abgeleitete Betonung schulischer Bildung.
In den Jahrhunderten nach der Islamisierung sank die Zahl der Kopten in Nordafrika stark, hat sich in Ägypten jedoch (soweit sich dies aufgrund der schwankenden Schätzungen sagen lässt) mittlerweile stabilisiert. Einfach ist ihr Leben allertdings auch heute nicht – in Bezug auf den Zugang zu öffentlichen Ämtern oder die Errichtung neuer Gotteshäuser wurden sie in der Vergangenheit vom ägyptischen Staat stark benachteiligt. Hinzu kommen Anfeindungen seitens der islamischen Bevölkerungsmehrheit, die immer wieder zu gewaltsamen Übergriffen ausarteten – so starben bei einem Anschlag auf eine koptische Kirche in der Silvesternacht 2010/2011 20 Gläubige. Nach dem Sturz Husni Mubaraks wird sich die neue Führung des Landes auch an ihrem Umgang mit der koptischen Minderheit messen lassen müssen.