Abu Roasch
Der kleine Ort Abu Roasch verdankt seine internationale Bekanntheit den hier liegenden Ausgrabungsstätten von altägyptischen Nekropolen. Zudem wird unter Wissenschaftlern auch das nur wenige Kilometer nördlich gelegene Ausgrabungsfeld der Radjedef- oder auch Djedefre-Pyramide Abu Roasch genannt.
Abu Roasch liegt nur wenige Kilometer westlich von Ägyptens Hauptstadt Kairo und ist daher auch von Gizeh aus schnell zu erreichen. Dennoch muss vom Dorfkern noch der Steilklippenweg zur Pyramide zu Fuß gemeistert werden. Denn die Djedefre-Pyramide wurde markant auf einem 130 Meter hohen Felsplateau über dem Niltal errichtet. Oben angekommen genießen Reisende ein wunderbares Panorama über den Nil und die Millionenmetropole Kairo. Aber nicht nur die faszinierende Lage hoch über dem Nil, sondern auch ihre ursprüngliche Ausdehnung von 106 Metern Seitenlänge und einer Höhe von bis zu 67 Metern weist auf die große Bedeutung ihres Erbauers Djedefre als Sohn des Pharao Cheops hin.
Zum Bau der Djedefre-Pyramide bei Abu Roasch wurden nicht nur Steinblöcke verwendet, sondern auch Teile der Steilklippe, in welche die Pyramide bis zu 10 Meter tief eingemeißelt wurde. Leider sind heute nur noch die ersten 15 Steinlagen erhalten, sodass die Pyramide nur noch über einen Rumpf verfügt. Dieser jedoch macht gerade das Innenleben von Pyramiden in Ägypten besonders anschaulich. So wurde hier der Eingang zu den Grabkammern freigelegt um die in den Fels gehauenen Schräggänge altägyptischer Pyramiden sichtbar zu machen. Die Baukunst der Ägypter zeigt sich hier auch in der präzisen Einfügung von Steinblöcken in den steilen und schrägen Untergrund.
Östlich der Djedefre-Pyramide von Abu Roasch sind zudem Überreste einer Bootsgrube zu finden, in welcher jedoch keine Bootfragmente gefunden wurden, sondern die Reste von 21 Steinstatuen.
Während der Ausgrabungsarbeiten in Abu Roasch konnten die Gräber hochrangiger Beamten des altägyptischen Pharaonen-Staates freigelegt und einige ungewöhnliche Funde, wie zum Beispiel eine der ältesten Sphinx-Statuen von Ägypten, gemacht werden.
Die Ausgrabungen von Abu Roasch beeindrucken ebenfalls mit den Ruinen einer Kult- und einer Königinnen-Pyramide. Oberhalb von Abu Roasch erstreckt sich zudem eine Mastaba, die als rechteckiger Pyramidenstumpf nur über wenige Pyramidenstufen verfügt und im Alten Reich Ägyptens errichtet wurde.
Abu Roasch ist aber auch für die Lepsius-I-Pyramide, ein ehemals aus Lehmziegeln errichtetes Grabmonument, bekannt. Da die Lehmziegel im Laufe der Jahrhunderte als Dünger für die Ackerböden des Niltals genutzt wurden, ist bis heute die Zuordnung zu einer bestimmten Geschichtsepoche und zu einem Pharao nicht möglich.