Raschid
Raschid im nördlichen Ägypten ist eine etwa 60 Kilometer östlich von Alexandria im westlichen Mündungsarmbereich des Nils liegende Hafenstadt. Die lebendige mediterrane Stadt hat etwa 60.000 Einwohner und wurde um 870 von koptischen Christen gegründet. Raschid spielte bis ins 19. Jahrhundert eine bedeutende Rolle als Festungs- und Handelsstadt.
1799 ließ Napoleon Bonaparte, der spätere Kaiser der Franzosen, auf seinem fehlgeschlagenen Ägypten-Feldzug bei Raschid das Fort Rosetta errichten, nach dem die Stadt außerhalb der arabischen Welt oft „Rosette“ genannt worden ist. Militärhistorisch lediglich von marginaler Bedeutung wurde dieser Festungsbau Auslöser einer archäologischen Weltsensation: Der Entdeckung des berühmten „Steins von Rosette“, einem 762 kg schweren und über 112 cm hohen dunklen Granodiorit-Block. Der Stein ist mit altgriechischen sowie mit demotischen und hieratischen Schriftzeichen, die von altägyptischen Hieroglyphen abgeleitet worden sind, versehen. Die Franzosen sicherten den geheimnisvollen Stein, konnten die mysteriösen und lückenhaften Schriften aber nicht entziffern. 1801 geriet der „Stein von Rosette“ in britische Hände und kam ins British Museum nach London, wo er noch heute aufbewahrt wird. Erst 1822 gelang Jean-François Champollion die Entzifferung der Schriften. Es handelt sich um einen priesterlichen Ehrentext für den König Ptolemaios V. ( 210 – 180 v. Chr.) von Ägypten. Die Entzifferung dieses Textes schuf die Grundlage für die Enträtselung der altägyptischen Hieroglyphen-Schrift. In Raschid kann man der Geschichte des berühmten Steins im „Rosetta National Museum“ umfassend nachspüren.
Ab 1820 wurde Raschid vom benachbarten Alexandria an wirtschaftlicher Bedeutung überflügelt. Die Stadt bewahrte sich aber dennoch ihren vergleichsweise großen Wohlstand, der sich in den vielen, heute noch zum Teil erhaltenen, prächtigen großbürgerlichen Handels- und Wohnhäusern mit der typischen schwarz-roten Ziegelbauweise widerspiegelte.
Heute lebt die „Stadt der Millionen Palmen“ insbesondere von der Verarbeitung von Datteln und Reis sowie von der Textilindustrie.
Auf keinem Fall sollte man in Raschid auf einen Besuch der liebevoll restaurierten Altstadt mit seinen 50 Moscheen sowie den historischen Bürgerhäusern, Mühlen, Bädern und Werkstätten verzichten. Zum Abschluss des Tages empfiehlt sich ein Bummel auf der am Ufer des westlichen Nilarms gelegenen Uferpromenade, der Corniche.